Bottrop, den 17.12.2020

Antrag: „Medienkampagne zum Thema Depressionen durch Corona“

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Tischler,
sehr geehrter Ausschussvorsitzender Herr Buschfeld.

Die Fraktion der Alternative für Deutschland Bottrop bittet Sie folgenden Antrag im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familie zu behandeln:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, eine an die Bottroper Öffentlichkeit gerichtete Medienkampagne zum Thema „Depressionen durch Corona“ zu erstellen.
Ziel dieser Kampagne ist es, über die psychische Krankheit „Depressionen“ aufzuklären und Betroffenen sowie Angehörigen Handlungsoptionen aufzuzeigen.
Duktus und grafische Gestaltung sollen Betroffenen Mut machen und Hoffnung vermitteln. Die Kampagne soll einen motivierenden Charakter haben.

Zwecks inhaltlicher Gestaltung nimmt die Verwaltung Kontakt zu fachversierten Einrichtungen des Gesundheitswesens auf, die auf dem Gebiet der Behandlung von Depressionen in Bottrop tätig sind.

Die Kampagne soll medial über öffentlichkeitswirksame Kanäle der städtischen Außenkommunikation verbreitet werden; etwa mittels a) Broschüren im Bürgerservice und anderen städtischen Räumlichkeiten mit Besucherverkehr, b) städtischen Werbeflächen, c) Anzeigen in Produkten der Bottroper Zeitungsverlage und d) einem entsprechenden Eintrag auf der Internetseite der Stadt Bottrop.

Begründung:

Im Feld der öffentlichen Wahrnehmung werden die psychischen Auswirkungen der Corona-Krise in der Regel von anderen Problembetrachtungen überlagert.

Dabei wird die Corona-Krise bei vielen Menschen auf der persönlichen Ebene vor allem auch als eine psychische Krise erlebt. Soziale Isolation durch Kontaktbeschränkungen und Quarantänen sowie wirtschaftliche Existenzsorgen infolge der Shutdown-Politik können Depressionserkrankungen auslösen und verstärken. Depressionen sind eine ernste und lebensgefährliche psychische Krankheit, an der in Bottrop schon vor Corona-Zeiten hunderte von Personen im Jahr erkrankten. Eine Studie des „Deutschland Barometer Depression“ (1) zeigt auf, dass depressionserkrankte Menschen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung weitaus stärker an den Folgen der Corona-Krise leiden. So gaben 75 Prozent der Betroffenen an, während der ersten Corona-Welle unter der fehlenden Tagesstruktur gelitten zu haben. In der Gesamtbevölkerung lag dieser Wert bei 39 Prozent. 68 Prozent der depressiv Erkrankten empfinden die Corona-Situation als bedrückend, hingegen „nur“ 36 Prozent der Befragten in der Gesamtbevölkerung.

Die Einschnitte in der Krankenversorgung waren für depressiv Erkrankte eine besondere Herausforderung. Jeder Zweite sei von Behandlungsterminausfällen betroffen gewesen.
13 Prozent hätte ihre Behandlungstermine selbst, etwa aus Angst vor einer Ansteckung abgesagt. Die Zunahme psychischer Probleme in der Corona-Krise wird auch von einer aktuellen Studie der „pronova BKK“ (2) thematisiert. Demnach diagnostizieren 82 Prozent von bundesweit 154 befragten Psychiater und Psychotherapeuten öfter Angststörungen als vor der Krise. 79 Prozent der Fachärzte stellen bei ihren Patienten vermehrt die Diagnose einer Depression. 92 Prozent gaben an, dass sich die Beschwerden bereits psychisch labiler Patienten verschlimmert hätten.

 

Ziel des vorliegenden Antrags ist es, die Öffentlichkeit für das Thema Depressionen zu sensibilisieren und Betroffene zur Annahme oder Wiederaufnahme eines Hilfsangebots zu motivieren – auch mittelbar, indem Angehörige über Hilfs- und Kontaktmöglichkeiten informiert werden. Mitentscheidend für einen positiven Krankheits- bzw. Behandlungsverlauf von Depressionen ist Hoffnung und das Erkennen von Perspektiven. Die angestrebte Kampagne soll der Zielgruppe Zuversicht vermitteln und Mut machen. Es soll die Botschaft vermittelt werden, dass die Krise eine temporäre Erscheinung ist, an deren Ende für jeden einzelnen neue Anfänge und Möglichkeiten warten.

 

Vielen Dank im Voraus

 

Mit freundlichen Grüßen
Patrick Engels
Fraktionsvorsitzender der AfD Bottrop

 

Quellen:

1) https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-barometer/2020

2) https://www.krankenkassen-direkt.de/news/mitteilung/pronova-BKK-Corona-Krise-sorgt-fuer-deutliche-Zunahme-psychischer-Probleme-2798928.html